Mit dem Schnellzug zur Erleuchtung?

Der Trend unserer Gesellschaft alles schnell und effizient zu gestalten, zeigt sich auch immer deutlicher in der Yoga Welt. Inzwischen ist das Angebot für (Kurz-)Ausbildungen und Workshops riesig. Ein Trend der mir zwischendurch wahrlich zu denken gibt. Warum dies so ist erfährst Du hier.

Eins mal vorweg, ich habe nichts gegen die Vielfältigkeit, ich bin sogar Fan davon. Und ich habe grossen Respekt vor den vielen Menschen die sich auf den Weg der spirituellen Entwicklung gemacht haben um dann, nach Jahren der eigenen Entwicklung, ihr Wissen weiterzugeben.

Dankbarkeit ergreift mich wenn ich an meine vielen LehrerInnen und BegleiterInnen denke, die mich auf meinem Weg weiter gebracht haben. Spannend eigentlich, dass keiner von ihnen im Angebots-Dschungel heraus sticht. Keine Marketingstrategie, keine grossen Workshops, sie wirken im Kleinen und bewirken dabei Grosses. Allesamt haben sie etwas gemeinsam. Keiner von ihnen hat mir den Schnellzug zur Erleuchtung versprochen. Keiner von ihnen hat mir ein “Heilungsversprechen” abgegeben oder mir gesagt was es als nächstes zu tun gibt. Nein, im Grunde haben sie mich alle auf mich selbst “zurückgeworfen”. Sie haben mich angehalten mich in Geduld zu üben, dran zu bleiben, immer wieder zu reflektieren, zu praktizieren, nach innen zu schauen und zu vertrauen.

Inzwischen weiss ich, es braucht Mut und wirklich ganz viel Durchhaltevermögen um auf dem Weg zu bleiben. Denn was ganz gewiss ist, es ist wahrlich kein Zuckerschlecken. Praktisch alle Menschen die ich kenne erleben auf ihrem Weg grössere und kleiner Rückschläge, werden erst mal dünnhäutiger, wenn sie häufig praktizieren oder erleben ein komplettes Umkehren ihres Weltbildes. Viele erleben sich selbst dann oft als nicht mehr so “gesellschaftstauglich”, auch nicht immer einfach.

Ich übe mich immer wieder darin die passende Balance von inneren Prozessen zu finden ohne dabei zu vergessen zu leben, teilzuhaben am Alltag, Freundin zu sein, Mutter, Tochter…

Ich bin sehr dankbar und darf mich glücklich schätzen, denn meine engsten Freunde gehen ganz ähnliche Wege, ich kann vieles mit ihnen teilen. Und dennoch, es ist ein Weg den ich alleine gehe, ein Weg der niemals aufhört und ein Weg der Entschleunigung.

Ich weiss inzwischen, es gibt kein Schnellzug zur Erleuchtung. Das Leben hat seinen eigenen Rhythmus, so wie auch die Natur. Eben erst hat eine Freundin eine wundervolle Metapher dazu gefunden. Sie meinte:

“Du kannst doch nicht an einer Blume ziehen und dabei erwarten, dass sie dann schneller wächst.” (Danke Elvira)

Was wir jedoch tun können? Bedingungen schaffen die der persönlichen und spirituellen Entwicklung helfen. Und dann, alle Erwartungen loslassen und für mich ganz wichtig, nicht vergessen das Leben wirklich zu leben! Mensch sein, lachen, tanzen, weinen, wütend sein, Fehler machen, aushalten, fallen, wieder aufzustehen, weiter gehen… Immer und immer wieder.

Das Leben selbst ist doch schlussendlich eher ein Bummler und hoffentlich kein Schnellzug ….

Monika Lüthi